1. Einleitung
Die Bewertung von Industrieimmobilien ist eine komplexe Aufgabe, die eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt. Besonders bei kleinen Hallen mit einer Fläche unter 1.000 m² ist eine präzise und marktgerechte Wertermittlung essenziell – sowohl für den Verkauf als auch für die Vermietung. In der Metropolregion Nürnberg, Fürth und Erlangen, die sich durch eine starke wirtschaftliche Dynamik und eine hohe Dichte an Industrie- und Handwerksbetrieben auszeichnet, spielt die richtige Bewertung eine wichtige Rolle für Eigentümer, Investoren und Nutzer.
Diese Arbeit beleuchtet die Grundlagen, Methoden und Besonderheiten der Immobilienbewertung für kleine Industriehallen in der Region. Dabei werden die regionalen Marktbedingungen, Standortfaktoren, Bewertungsmethoden, Herausforderungen und praxisrelevante Aspekte umfassend dargestellt.
2. Bedeutung der Immobilienbewertung in der Region
2.1 Wirtschaftliches Umfeld der Region Nürnberg-Fürth-Erlangen
Die Metropolregion Nürnberg-Fürth-Erlangen ist eines der bedeutendsten Industrie- und Technologiezentren Deutschlands. Neben global agierenden Großunternehmen prägen zahlreiche mittelständische Handwerks- und Industriebetriebe das Bild der Region. Kleine Hallen mit unter 1.000 m² werden häufig von Handwerkern, Logistikern, Kleinproduzenten oder als Werkstätten genutzt und sind daher sehr gefragt.
Ein realistischer Immobilienwert ist entscheidend für die Entscheidungsfindung beim Kauf, Verkauf oder der Anmietung und ermöglicht eine verlässliche Finanzplanung sowie eine fundierte Risikoabschätzung.
2.2 Bedeutung für Eigentümer und Investoren
Für Eigentümer bietet die Bewertung eine Grundlage zur Festlegung eines marktgerechten Preises und zur Optimierung der Vermarktung. Für Investoren ist sie Grundlage der Renditeberechnung, um das Risiko des Investments abzuwägen.
3. Grundlagen der Industrieimmobilienbewertung
3.1 Abgrenzung der Objektart
Kleine Industriehallen unter 1.000 m² sind gewerblich genutzte Immobilien, die in der Regel für Produktion, Lagerung, Handwerk oder Dienstleistungen verwendet werden. Sie unterscheiden sich deutlich von großen Industriehallen (über 5.000 m²) durch:
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Kleinere Grundfläche
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Häufig multifunktionale Nutzung
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Lage meist in städtischen oder stadtnahen Gewerbegebieten
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Häufig flexiblere Miet- und Verkaufsbedingungen
3.2 Bewertungszwecke
Die Bewertung kann verschiedene Zwecke erfüllen, unter anderem:
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Kauf- oder Verkaufsentscheidung
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Finanzierung / Beleihungswertermittlung
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Bilanzierung und Steuerzwecke
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Mietpreisfestlegung bei Vermietung
4. Markt- und Standortanalyse in Nürnberg, Fürth und Erlangen
4.1 Marktübersicht und Nachfragesituation
Die Nachfrage nach kleinen Hallen ist in der Region konstant hoch, insbesondere aufgrund der großen Anzahl an Handwerks- und Kleinproduktionsbetrieben. Die geringe Flächenverfügbarkeit erhöht den Wert dieser Immobilien.
4.2 Standortfaktoren
Standortqualität ist einer der wichtigsten Werttreiber. In Nürnberg sind besonders die Gewerbegebiete Langwasser, Gibitzenhof und Südost attraktiv. Fürth punktet mit den Gebieten Burgfarrnbach und Dambach, Erlangen mit Bruck und Tennenlohe.
Wichtige Standortkriterien sind:
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Verkehrsanbindung (Nähe zu Autobahnen A3, A6, A9)
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Erreichbarkeit von Kunden und Zulieferern
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Infrastruktur (Parkplätze, Laderampen, Anbindung an ÖPNV)
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Nachbarschaft und Umgebung (Geräuschkulisse, Emissionen)
5. Bewertungsmethoden für kleine Industriehallen
5.1 Ertragswertverfahren
Das Ertragswertverfahren ist die am häufigsten angewandte Methode bei vermieteten Industrieimmobilien. Es bewertet die Immobilie auf Basis der zu erwartenden Erträge, also der Nettokaltmieten.
Berechnungsschritte:
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Ermittlung der Jahresnettomiete (Nettokaltmiete x 12)
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Abzug der Bewirtschaftungskosten (z. B. Verwaltung, Instandhaltung)
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Ermittlung des Reinertrags
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Anwendung des Kapitalisierungszinssatzes (Marktzins)
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Ermittlung des Ertragswerts
Beispiel:
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Jahresnettomiete: 60.000 €
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Bewirtschaftungskosten: 10 % (6.000 €)
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Reinertrag: 54.000 €
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Kapitalisierungszinssatz: 6 %
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Ertragswert = 54.000 € / 0,06 = 900.000 €
5.2 Sachwertverfahren
Das Sachwertverfahren wird oft angewandt, wenn keine belastbaren Ertragsdaten vorliegen (z. B. bei Eigennutzung oder leerstehenden Objekten).
Dabei werden die Boden- und Gebäudewerte getrennt bewertet:
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Bodenwert: anhand aktueller Bodenrichtwerte der Region
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Gebäudewert: Herstellungskosten abzüglich Alterswertminderung
Der Sachwert ist die Summe aus Boden- und Gebäudewert.
5.3 Vergleichswertverfahren
Bei häufigen Kauf- und Miettransaktionen auf dem lokalen Markt bietet das Vergleichswertverfahren eine schnelle Orientierung. Dabei werden vergleichbare Immobilien herangezogen, um einen Preis- oder Mietwert abzuleiten.
Wichtig ist, möglichst ähnlich ausgestattete Objekte hinsichtlich Größe, Zustand, Lage und Nutzung heranzuziehen.
6. Besonderheiten bei der Bewertung kleiner Industriehallen
6.1 Gebäudetechnische Aspekte
Kleine Hallen haben häufig eine gemischte Nutzung (Werkstatt, Lager, Büro), was die Bewertung erschweren kann. Wichtige bauliche Merkmale sind:
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Hallenhöhe und Torgrößen (Ein-/Ausfahrten)
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Bodenbeschaffenheit (tragfähig, eben)
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Energieversorgung und -effizienz
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Zustand von Dach, Fassade und technischen Anlagen
6.2 Mietvertragsgestaltung
Lange Mietverträge mit bonitätsstarken Mietern erhöhen den Ertragswert. Flexible Verträge oder kurze Laufzeiten erhöhen das Risiko und reduzieren den Wert.
6.3 Potenziale und Risiken
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Flexibilität der Flächennutzung erhöht die Attraktivität
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Investitionsstau oder Renovierungsbedarf mindert den Wert
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Umweltrisiken (Altlasten) können erheblichen Einfluss haben
7. Mietpreis- und Verkaufswertanalyse
7.1 Aktuelle Mietpreise
Die Mietpreise für kleine Industriehallen bewegen sich je nach Lage und Ausstattung in folgender Spanne:
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Nürnberg: ca. 5,50 – 8,50 €/m²
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Fürth: ca. 4,50 – 7,00 €/m²
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Erlangen: ca. 6,00 – 9,00 €/m²
7.2 Verkaufspreise
Der Quadratmeterpreis für kleine Hallen liegt in der Region typischerweise zwischen 1.000 und 2.000 €/m², abhängig von:
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Lagequalität
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Zustand und Ausstattung
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Mietverhältnissen
8. Praxisbeispiele zur Bewertung
Beispiel 1: Kleine Halle in Nürnberg-Gibitzenhof (Vermietung)
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Fläche: 800 m²
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Nettokaltmiete: 7 €/m²
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Mietvertrag: 5 Jahre, bonitätsstarker Mieter
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Bewirtschaftungskosten: 10 %
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Ertragswert = (800 m² x 7 € x 12 Monate) x 0,9 / 0,06 = ca. 1.008.000 €
Beispiel 2: Verkauf einer 500 m² Halle in Fürth-Dambach (Leerstand)
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Bodenwert: 250 €/m² x 700 m² Grundstück = 175.000 €
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Herstellkosten Gebäude: 400 €/m² x 500 m² = 200.000 €
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Alterswertminderung 20 %: 40.000 €
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Sachwert = 175.000 + (200.000 – 40.000) = 335.000 €
9. Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Bewertung
9.1 Markttransparenz
Die begrenzte Anzahl vergleichbarer Objekte erschwert die Bewertung. Eine gründliche Marktanalyse ist daher Pflicht.
9.2 Technischer Zustand
Besichtigung und Bewertung durch Sachverständige sind unerlässlich, um versteckte Mängel zu erkennen.
9.3 Zukunftsfähigkeit der Nutzung
Der Wert hängt stark von der möglichen zukünftigen Nutzung ab. Flexible Nutzungskonzepte erhöhen die Attraktivität.
10. Fazit
Die Bewertung kleiner Industriehallen unter 1.000 m² in Nürnberg, Fürth und Erlangen erfordert eine sorgfältige Analyse von Lage, Zustand, Mietverhältnissen und Marktdaten. Das Ertragswertverfahren bietet die beste Grundlage bei vermieteten Objekten, während das Sachwertverfahren bei Eigennutzung oder Leerstand Anwendung findet. Die Region bietet stabile Rahmenbedingungen mit hoher Nachfrage nach solchen Flächen.
Für Eigentümer, Investoren und Nutzer ist eine fundierte Bewertung der Schlüssel zur erfolgreichen Vermarktung und Nutzung dieser Gewerbeimmobilien.